Mechthild Gläser

Die Buchspringer

"Auf Shir Khans Rücken durch das Dschungelbuch jagen, mit Goethes Werther die Hexen aus Macbeth bekämpfen und mit Elizabeth Bennet für den gut aussehenden Mr Darcy schwärmen... Nie hätte Amy gedacht, dass sie den Figuren aus ihren Lieblingsbüchern so nah sein könnte! Doch sie ist eine Buchspringerin, und damit ist es ihr möglich, wirklich und wahrhaftig in jede Geschichte einzutauchen, die sie schon immer einmal selbst erleben wollte. Amy testet ihre neue Fähigkeit ausgiebig - bis in der Buchwelt plötzlich gar nichts mehr so ist, wie es sein sollte."


Allgemeines:


Autor: Mechthild Gläser
Titel: Die Buchspringer
Seitenanzahl: 384
Verlag: Loewe Verlag
Veröffentlicht: 16.02.2015
Preis: 17,95 €
ISBN: 978-3785574973
Sonstiges: Einzelband


Handlung:


Die Handlung beginnt im Buch, als sich die 16-Jährige Amy und ihre Mutter Alexis fast überstürzt auf den Weg zu einem spontanen Sommerurlaub befinden. Ausgerechnet will ihre Mutter Alexis dorthin zurück, wovon sie als Jugendliche flüchtete. Alexis wurde gerade erst verlassen, und Amy hat eine schwere Mobbing Attacke hinter sich. Eigentlich waren sie doch hier in Bochum glücklich, auch wenn Amy nie ihrem Vater kennen lernte. 
     Ihre Familie lebt etwas außerhalb, auf einer eigenen Insel, auf der nur 2 Familien wohnen, in England. Die Familie Lennox, der Amy und ihre Mutter angehören, und die Familie Macalister, deren auch Familienmitglieder ihn Amy's Alter angehören. Nach kurzer Zeit erreichen sie die Insel Stormsay und Amy bemerkt schon bei der Ankunft seltsame Dinge. Kurz darauf lernt Amy ihre Großmutter kennen, die Amy's Mutter nach der Gabe befragt. 
     Nun stellt sich heraus, dass die Familie über eine seltene Gabe besitzt, nämlich die Angehörigen der beiden Clans können in Bücher springen. Dies ist sogar absolut notwendig, da die Literatur beschützt werden muss, damit die Handlung sich nicht verändert und die Figuren in ihrem Büchern ihren Vorgaben nachgehen. 
     Alexis stimmt zu, dass Amy alles über die Gabe erfahren darf, und auch ihren ersten Sprung in ein Buch unternehmen darf. Nun lernt Amy die geheime Bibliothek kennen, und alles was mit ihr verbunden ist. Auch ihren Lehrer der sie und zwei weitere Schüler von nun an unterrichtet lernt sie kennen, und springt dann nach ihrer Auswahl in das Dschungelbuch. 
     Bei ihrem ersten Besuch in der Buchwelt lernt sie den jungen Werther aus Goethes Drama kennen, und sie freunden sich an. Sie findet es wunderbar, das sie schon immer gerne liest, und ohne ihre Lieblings-Werke gar nirgends will, und auch wird ihr klar, dass sie Sachen kann, die die anderen nicht können. 
     Aber schon bald bemerkt Amy, dass nicht nur etwas in der 'Draußenwelt' nicht stimmt, sondern dass die Buchwelt durcheinander gerät. Auch dem jungen Buchspringer Will aus dem Clan der Macalisters geschieht etwas schreckliches. Doch wie kann es sein, dass Geschichten die seit Ewigkeiten wunderschön sind, auf einmal nicht mehr funktionieren? Hat Will etwas damit zu tun? Wer steckt dahinter?


Rezension:


Äußerlich hat das Buch viel zu bieten, denn mit seinen bunten Farben, und dem schön gestaltetem Cover lenkt es die Aufmerksamkeit auf sich. Auch der Klappentext ist schön geschrieben, und bietet einen guten Einblick über die ersten Geschehnisse und die Probleme in dem Buch. 
     Die Handlung beginnt, noch außerhalb der Insel Stormsay, und die Beweggründe des spontanen Urlaubs werden geschildert. Kurze Zeit darauf befinden sich die Charaktere auf der Insel. Allgemein sie die Charaktere sehr ausgearbeitet. Die Charakterzüge sind schön geschildert und verständlich, und sie sind sehr authentisch in ihrem tun. Einige wirken sofort sympatisch, andere weisen andere Züge auf.
     Die Grundidee des Buchspringens ist wirklich sehr besonders, und etwas was ich in dieser Form noch nicht kannte. Auch werden im Laufe des Buches weitere Feinheiten ausgebaut, wodurch das Buch und die Idee Charakter bekommt. Insgesamt ist die Handlung sehr stimmig und rund. 
     Einige Hintergründe und die Geschichte werden weiter beschrieben, die mit der Gabe zu tun haben, was es für den Leser noch sehr viel realistischer macht.
     Von Beginn bis zum Schluss, erfährt der Leser neue Dinge, die einen doch sehr überraschen. Auch werden Kleinigkeiten bis zu letzt offen gelassen, was der Spannung positiv zu Gute kommt. Deshalb war das Ende auch für mich überraschend, trotz meinen Vermutungen wegen des Täters. Die Auflösung war für mich nicht bis kaum Vorhersehbar. 
     Es ist schon bemerkbar, dass dieses Buch eine jüngere Zielgruppe anspricht, wobei es trotzdem auch ein Lese-Vergnügen für die Erwachsenen unter uns ist. Der Schreibstil ist sehr flüssig und bietet einen leichten Einstieg, was auch im Laufe des Buches gleichbleibend ist. Es lässt sich alles sehr flüssig lesen, was einen schnell voran bringt. 
     Allerdings finde ich, dass der Schreibstil so flüssig ist, weil ich älter als die Zielgruppe bin. Für Kinder in der Zielgruppe (laut Verlag 12-15 Jahre) finde ich den Schreibstil fast schon etwas anspruchsvoll, das die Autorin mehrmals Wörter verwendet, die im Alltagsgebrauch kaum vorkommen. Ich persönlich finde es schade, wenn auf jeder zweiten Seite ein und das selbe Wort vorkommt, was man mit Leichtigkeit durch ein anderes hätte austauschen können. In diesem Buch verwendet die Autorin wie ich finde sehr oft das Wort 'nuscheln'. Nach einer Zeit kam es mir vor wie wenn niemand in dem Buch klar und deutlich spricht, da alle so oft 'nuscheln'. Mich hat das ein wenig gestört, vor allem da die britische Kultur nicht dafür bekannt ist undeutlich zu sprechen. Auch blieb mir unklar, warum Amy ihre Mutter mit ihrem Vornamen anspricht, obwohl sie sich laut Buch immer alles erzählen und sich deshalb ja sehr nahe sind. Von Anfang bis Ende nennt sie sie Alexis, und der Grund dafür wurde nicht genannt.
     Die aktuelle Handlung wird nach jedem Kapitel durch eine Seite aus der Handlung eines Märchens abgewechselt. Deshalb ist dem Leser von Anfang an klar dass es sich um ein 'Ungeheuer' handelt. Ich finde dass es spannender gewesen wäre, wenn das Märchen erst zu einem späteren Zeitpunkt in die Handlung eintrifft.
     Da es in diesem Buch von viel Literatur handelt, kommen auch viele wichtige Stücke der Literatur vor. Die jüngeren Leser kennen bestimmt alle Alice im Wunderland und das Dschungelbuch, allerdings kommen Werke vor, mit denen jüngere Leser möglicherweise nicht ganz so viel anfangen können. Die Handlung wird zwar immer erklärt, aber ich fand es für mich toll, dass ich die Stücke selbst kannte, und auch die Handlung wusste. Leser im Alter von 12- 15 Jahren werden eher weniger wissen, was in der Handlung von Macbeth, Das Leiden des jungen Werthers, Die Verwandlung und im Sommernachtstraum passiert. An der Stelle von diesen Werken hätte man Werke aussuchen können, die bei jüngeren Lesern auch bekannter sind. 
     Das sind nur wenige Kritikpunkte in diesem Buch, dass mir aber durch die feine Ausarbeitung der Handlung sehr gefallen hat. Es war ein schönes Buch, dass man trotz seinen 380 Seiten sehr schnell lesen konnte.


Bewertung: